Instagram Live: Wie sich unsere Mediensendung (nicht) entwickelt hat

Mitte November letzten Jahres ging die erste Folge InstaTalk Deluxe live. So nannten wir unser kleines Live-Format auf Instagram. Der Social-Media-Riese hatte kurz zuvor die Funktion eingeführt, in einem Live-Video eine weitere Person hinzuzuholen — eine Art Skype-Live. Die Funktion klang journalistisch vielversprechend. Ich fragte in meiner Instagram Story, ob jemand Lust hätte es auszuprobieren. Das erste Mal live ging ich dann mit Morten Wenzek, Social Media Redakteur bei “Bild”. Wir führten ein interessantes Gespräch über den „Bild“-Snapchat-Discover-Channel, kämpften aber mit technischen Problemen.

Danach kam ich mit Felix Ogriseck ins Gespräch, der Medien und Kommunikationswissenschaften an der Uni Passau studiert. Felix und ich überlegten uns, wie wir rund um das neue Instagram Live Feature eine Mediensendung bauen könnten, produzierten einen Trailer und gingen kurz darauf mit der ersten Episode live.

Das Konzept sah anfangs so aus, dass wir sonntags um 18:30 Uhr abwechselnd auf unseren eigenen Accounts live gingen, den jeweils anderen hinzufügten und 15 Minuten über drei Medienthemen der vergangenen Woche redeten. Was uns besonders an dem Format reizte, war, dass theoretisch eine Diskussion über die Themen live in den Kommentaren entstehen könnte, die wir dann aufgreifen und weiterspinnen würden. Der Konjunktiv ist hier wichtig, denn es geschah so nicht. Dazu später mehr.

Enttäuscht von der doch sehr geringen Interaktion und Zuschaueranzahl passten wir nach einer Winterpause unser Konzept an. Ziel war, die Sendung schneller und lebendiger zu machen. Deswegen führten wir vor und nach den Hauptthemen kurze Meldungen und Rubriken wie Fail der Woche oder Cover der Woche ein. Und wie es sich für eine Sendung gehört, gab es zum Auftakt einen kleinen Teaser:

Ein großes Problem war für uns, wie wenig wir über die Zuschauer und Zugriffe wussten. Die einzige Zahl, die Instagram Publishern bei Live-Videos nennt, ist die Anzahl der Views. Das waren bei uns um die 60, wenn man die Replay-Zuschauer, also diejenigen, die sich die aufgezeichnete Sendung angeschaut haben, hinzurechnet. Wir wussten also nicht, ob diese 60 Menschen die ganze Sendung gesehen haben, nur die ersten 5 Minuten oder ob sie gleich weiter gewischt haben.

Erst auf unsere Nachfrage hin entpuppte sich, wie die Sendung konsumiert wurde. Ein Zuschauer schrieb, er versuche die Folgen möglichst am Stück zu schauen. Er empfinde das Format als innovativ, erfrischend und ansprechend und wünschte sich eine höhere Erscheinungsfrequenz. Einziges Manko war für ihn die Klangqualität, die eine Live-Sendung mit sich bringt. Für eine Zuschauerin gehörten die InstaTalk Deluxe Folgen zum Sonntag wie der Tatort. Was will man mehr hören?

Trotzdem haben Felix und ich uns dazu entschieden, das regelmäßige Livegehen zu beenden. Die Besonderheit eines Live-Formats ist, dass unmittelbar auf das dort Gesehenen reagiert werden kann. Wenn das aber nicht eintrifft, ist es unsinnig ein Video live aufzunehmen, denn mit Live-Videos nimmt man ja auch einige Nachteile in Kauf: Schlechtere Bild- und Tonqualität, striktes Wegmoderieren der Themen, denn man kann die Aufnahme ja nicht anhalten, die Reduzierung auf eine 24 Stunden Verfügbarkeit bei Instagram oder die Möglichkeit, die Sendung ansprechend zu schneiden und mit Medien anzureichern.

Die letzte Episode haben wir am 3. Juni aufgenommen. Das wird aber nicht das letzte Format gewesen sein, was ich ausprobiert habe. Das nächste steckt schon mitten in der Vorbereitung. Felix und ich experimentieren mit der App Anchor.fm und starten einen Podcast. Updates dazu gibt es zu gegebener Zeit auf Twitter und Instagram.


Dieser Beitrag ist zuerst auf Medium.com erschienen.

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